(Kann verstehen, wenn´s zuviel zum Lesen ist, will nur lückenlose Aufklärung über den Trip betreiben. Wem´s zuviel ist, der kann ja Bildchen gucken…)
Durch irgendwelche Zufälle, die nun zu lange wären zu beschreiben, holte mich ein zum Roadtrip umfunktioniertes ghanaisches Taxi mit dem Inhaber Solo, dem deutschen Raffael (Raff), der Österreicherin Claudia und der Holländerin Machien im Norden Ghana´s ab.
Ein Anruf von Raff zerstörte meine Reiseplanung. Eigentlich wollte ich nach Wenchiau (Nord-Osten Ghana´s) zu einem Tierreservat um nachts Nilpferden einen Besuch abzustatten und auf einem Fels-Plateau zu übernachten.
Aaaaaaber: Meine Pläne haben sich hier teilweise innerhalb weniger Stunden schon in alle Richtungen verändert, so dass mir alles vorgeworfen werden kann, außer Unflexibilität!!! Und somit überwarf der Anruf und das Angebot Nigeria aufzusuchen meine Pläne.
Die Voraussetzungen für den Trip durch Togo und Benin nach Nigeria zu fahren waren eigentlich alles andere als günstig, um nicht zu sagen komplett desaströs:
1. Das Auto von Solo (auf den die Gruppe angewiesen war, da er das Auto zur Verfügung stellte und wir im Gegensatz dazu Ersatzteile für die Kiste kauften) kann mittlerweile bestimmt als Oldtimer angemeldet werden und fällt bald auseinander. Bei Abfahrt war bereits die hintere Radfeder angebrochen, ein Ersatzrad musste für die Huppelpisten auch noch gekauft werden - sprich: Die Kiste hatte ihre besten Zeiten schon lange hinter sich…
2. Nur 2 von uns 5 hatten ein Aus- und Wiedereinreise-Visum. Der Rest? Das war unter anderem neben der Schrottkiste die Variable X !!! Ich gehörte natürlich zur Variablen X, dem sogenannten Problemfällen, wenn wir die Grenzen passieren wollten. Wir hörten im Vorfeld schon viele Geschichten über Probleme bei Grenzüberschreitungen, die sehr teuer und mit viel Ärger zu tun haben konnten bis dahin, dass man bei illegaler Einreise eingebuchtet werden kann…(Liebe Eltern, ich lebe noch und somit kein Grund für verspätete Beunruhigung!)
3. Die Sicherheitslage der Länder Togo und Nigeria sind seit längerer Zeit von politischen Unruhen erschüttert, die Sicherheitslage soll angespannt sein, die allgemeine wirtschaftliche Lage katastrophal. Auch die Grenze zu Ghana ist sehr sensibel, bei jeder kleinsten Spannung zwischen beiden Ländern wird sie geschlossen.
4. Unwesentliches weiteres Problem: Keiner von uns 5 konnte französisch….
Also: Nix wie hin!!!!
01.05.2011: Start zu ´nem unvergesslichen Tripp:
Jetzt erklärt sich auch, warum wir die ersten 90 Minuten der Tour falsch gefahren sind... |
Mein Wohnzimmer für die nächsten 10 Tage! |
Der Blick von den billigen Reihen.... |
Staubig wars in der Wüste! |
Heiß, staubig, schön! |
Erster Stopp wurde in der Dunkelheit an der Grenze zu Togo in einem kleinen Lehmhüttendorf gemacht. Bis hierhin benötigten wir für ca. 200 km ca. 5 Stunden, herzlichen Dank an dieser Stelle für die Bushroads und an all die Schlaglöcher. Ok, und wir hatten uns direkt mal übel verfahren (diesmal war ICH nicht schuld!).
Übrigens: Ich saß die ganze Zeit immer Kofferraum zwischen all dem Gepäck. Und das sollte sich auch für die nächsten 10 Tage nicht ändern!!!
Übrigens: Ich saß die ganze Zeit immer Kofferraum zwischen all dem Gepäck. Und das sollte sich auch für die nächsten 10 Tage nicht ändern!!!
Kleines Dorf im Nirgendwo |
Wäsche und sich selbst waschende Dorfbewohner |
Am Grenzübergang mit meinen Freunden: den Bananenschalen in der Tüte! |
Bei der ersten Zwischenübernachtung in einer andren Welt! |
Der nächste Tag stand völlig im Zeichen der ersten Grenzüberschreitung nach Togo:
Verrücktes Szenario:
Im Niemandsland, zwischen roten Sandstraßen, Büschen und Trockenheit stand plötzlich irgendeine Belchhütte.
DAS war also die Grenze von Ghana nach Togo!!! Wir waren in Zabzugo, der Name ist Programm! Null Einwohner, null Infrastruktur, null Komma gaaaar nix! Wir wählten extra nicht die belebtere Küstengrenze, in der Hoffnung im Norden, wo alle 2 Stunden mal ein Auto die Grenze überschreiten wollte, mit Charme und evtl. auch Schmiergeld weiterfahren zu können. Dementsprechend angespannt waren alle als es darum ging unsere Visa-Genehmigungen vorzuzeigen mitten im Gar-Niemands-Land!
Nach 2,5 Stunden Behördenkram und Glück, dass wir einen gutmütigen Grenzbeamten gegenüberstanden, der sich für uns bei der togolesischen Polizei einsetzte, konnten wir tatsächlich die Grenze passieren. 1. Hürde geschafft!!!!
Endstation an diesem Tag: Kara. Dort mussten wir normalerweise noch am gleichen Tag zur Polizeistation um den entscheidenden Stempel in unseren Passport drücken zu lassen. Und nach der Gebührenbezahlung war es soweit: Wir waren legal in Togo!!! Erleichtert gab´s Gewinner-Bier und eine nette Unterkunft in Togo. Auffallend hier: Weniger Plastikmüll als in Ghana UND: anständiges Brot!!!!
An einer der Grenzen: Warten, warten, warten... |
Beim Vorbeifahren... |
Michael Jackson hätte sich bei dem Staub nicht so wohl gefühlt... |
Endlich anständiges Brot, Danke Togo!!! |
Eyyyyyy..... das is schieeeeef !!!! |
Weiterfahrt am nächsten Tag nach Benin:
Die Straßenlage im Norden änderte sich nicht und somit holperten wir teilweise mit WENIGER als 20 km/h durch Afrika´s Bushroads…
Die Grenzüberschreitung in den Benin lief nicht weniger langsam:
Für lächerliche 5 DIN-A-4 - Formulare wurden mit Diskussionen fast 3 Stunden benötigt… Nerv! Aaaaber:
Wir bekamen unseren Stempel und durften nach Bezahlung legal durch Benin fahren. Nächstes Problem: Unterkunft-Suche! Nach 3 Stunden Suche hatten wir völlig übermüdet in der Nacht nichts gefunden! Also Moskitonetze raus und unter Bäumen gepennt! Der Schlaf dauerte leider nur von 2 Uhr bis 4 Uhr im Freien. Dann zog der Sturm auf, der uns ins Auto flüchten ließ! Nach einer Stunde Schlaf gings weiter. Wir hatten einen straffen Plan (den wir auf der gesamten Tour kaum einhielten), weil Raff´s Flieger nach Deutschland in 10 Tagen ging. Also war Zeitdruck immer irgendwie ein Thema.
Hier werden die Kisten vollgepackt... Respekt! |
Ein Dörfchen im Norden |
Die waren bestimmt noch keine 18! |
Weiterfahrt zur Grenze nach Nigeria:
Von vornherein war klar: Nigeria würde der schwerste Grenzüberschritt werden! Aufgrund der politisch unsicheren Lage wurden schon viele hier gestoppt. Wir waren also vorgewarnt!
Nach einigen Stunden Gehoppel dann der große Moment: Geraten wir an einen bestechlichen Grenzmitarbeiter oder nicht?
Ich mach es kurz: Nein!!!
Nach 2,5 Stunden Diskussion mit Händen und Füßen auf nicht einmal gebrochenen französisch war hier Schluss! Unsere erste echte Pleite! Es sollte nicht die letzte auf der Tour bleiben…!!!Etwas desillusioniert fuhren wir zur nächsten kleineren Stadt zurück in Benin um nach einer Unterkunft zu suchen. Heute lief es einfacher als gestern. Annehmbare Unterkunft - Eimerdusche, aber das war klar.
So tankt man hier: Mit ner Karaffe mitten auf der Straße, gut, dass ich nicht alles mitbekommen hab, was da so hinter meinem Rücken passierte! |
Soooo tankt man in Afrika |
Neuer Tag, neues Pech:
Nach verweigerter Einreise nach Nigeria wurde der Plan umgeworfen und wir wollten zur Küste Benin´s.
Aaaaaber: Hier kam die Variable X, nämlich das Auto, ins Spiel: Federbruch und gerissener Tank im Niemandsland!!!!!!!!!!!! Der Super-Gau war eingetreten!!!
Unfallstelle sichern, dumme Gesichter machen, Gewichtsverlagerung mit Gepäck und allen Personen auf die rechte Seite des Wagens und Beten auf den nächsten Metern Zivilisation zu finden, gings mit 15 km/h weiter. Und wir hatten Glück: Nach einer gefühlten Ewigkeit erreichten wir eine Kleinstadt mitten im Niemandsland!!! Nach einer Werkstatt wurde am nächsten Tag gesucht, wir brauchten erstmal in der Dunkelheit eine Unterkunft und vor allem ein kaltes Bier! Heute schafften wir in 5,5 Stunden nur ca.100 km!
Bekanntschaft mit den Dorfbewohnern! |
Das haben die Dorfbewohner noch nie gesehen: Weisse mit nem ghanaischen Auto! |
So häufig sehen die hier keine weißen Menschen... |
Hier wird gefischt - in der trüben Suppe!!! |
Uiiii... der war stolz wie Bolle!! |
Nächster Tag: Werkstatt-Tag:
Der komplette nächste Tag wurde in der „Werkstatt“ verbracht. Das war ein Hinterhof mit nur Schrottkisten und es dauerte Stunden, dass eine neue Feder aufgetrieben werden konnte und der Tank geschweißt wurde. Die Jungs haben bis in die Dunkelheit mit einer HANDYTaASCHENLAMPE die Kiste zusammengeschraubt. Unfassbar! Beim Schweißen haben sie dann noch Raff´s 350 - € - teure Windjacke angebrannt, aber das ist Nebensache…
Schwarzarbeit...politisch nicht korrekt, aber wahr! |
Was ne Arbeitsmoral... |
Gewichtsverlagerung ins Cockpit! |
... aber auch während der Holperfahrt kann man Mango´s schälen! |
Nächster Tag: Weiterfahrt nach Kotono (Hauptstadt Benin´s):
Als wir dann guter Dinge am nächsten Morgen weiterfahren wollten, bemerkten wir nach ein paar Metern, dass der komplette Tank ausläuft! Shit! Wieder Werkstatt, nochmal schweißen lassen!
Dann gings tatsächlich weiter in den Süden Benin´s. Aber warum stinkt es so nach Benzin? Nächster Programmpunkt: gerissener Benzinschlauch! Uns blieb nichts erspart!
Wir kamen aber dennoch abends in Kotono an und unsere Unterkunftssuche schien anfangs erfolgreich, bis wir merkten, dass es so etwas wie ein Stundenhotel war.
Egal, gibt Schlimmeres und außerdem ging´s heute noch in der Hauptstadt Benin´s darum nen geeigneten Laden zu finden, in dem man Geburtstag reinfeiern kann.
Und auch das war abenteuerlich.
In Kotono gibt’s fasst keine anderen Fahrzeuge als Motorräder. Das heißt so was wie: In Köln gibt es keine Autos, sondern nur Motorräder!!! Ganz schön heftiges Durcheinander kann ich da nur sagen…!
Wir lernten Einheimische kennen, die angeblich wussten, wo man am besten feiern kann. Von wegen… Wir stiegen auf 3 verschiedene Motorrad-Taxen und fuhren eine halbe Stunde durch die Nacht, inklusive Flucht vor der Polizei, da alle Fahrer sicherlich keinen echten Führerschein hatten… Um 1 Uhr kamen wir dann an - und zwar in einem Nachclub!!! War nicht so ganz was wir wollen, also Weiterfahrt zur nächsten Bar: Wieder ein Nachtclub. Nach der Aufklärung, dass wir eigentlich nach einer Disco suchten, ging´s wieder mal weiter. Um 1.30 Uhr kamen wir dann an einer Brücke an, unter der eine Bar war:
Plastikstühle und Baustelle um uns herum… Egal, es gab Bier! Dauerte aber nicht lange bis mein 3. Regen in Afrika uns heimsuchte! Bei strömendem Regen schliefen wir von 3 Uhr bis 6 Uhr unter der Brücke! Nass und kalt war´s auf einmal, inkl. Moskito-Belagerung! Was für ein Geburtstag!!!! Raff erbarmte sich und ging auf die Suche nach einem Motorrad-Taxi, was ihn zurück zum Hotel fuhr um das Auto zu holen und um uns unter der Brücke abzuholen…
Auto-Anschieben ist nun mein Hobby! |
Zeit für Romantik muss auch sein... |
Überreichtes Geburtstagsgeschenk auf dem Motorrad um 0.00 Uhr im Niemandsland von Benin |
Hier erwartete uns der größte Ärger:
Begründung von der ghanaischen Botschafts-Hexe: Es fehlen die Bestätigungsschreiben der beiden Mädels, dass sie in Ghana arbeiten! (Obwohl sie einen Organisationsausweis mit Lichtbild vorzeigen konnten!!!!!)Keine Einreise zurück nach Ghana!!!!
Nach 3 Stunden Botschaftsdiskussion war klar: Hier wird uns ohne Schreiben der Organisation der Mädels nicht geholfen - wir müssen morgen, nachdem die Organisation das Schreiben für die Mädels mailte, nochmal wiederkommen!
Also eine weitere Nacht in Togo! Was für eine A….. frau! Unfreundlich wäre zu milde…
Aushecken des nächsten Schlachtplans! |
Französisches Frühstück zwischen den Motorrädern! |
Nächster Tag: Wieder Botschaft Lome!
Und es ging weiter mit Problemen:
In ganz Lome war das Internet ausgefallen und somit war es unmöglich das Schreiben der Organisation auszudrucken. Letzte Option: Faxausdruck in einem Luxushotel. Was sich alles so einfach anhört ist unglaublich schwierig, weil hier alles sooooooo langsam funktioniert, WENN ES ÜBERHAUPT FUNKTIONIERT!!!Ok, nach Stunden hatten wir den Ausdruck in der Hand, also schnell zurück zur Botschaft, die um 14 Uhr schloss. Nächstes Problem: Jetzt akzeptierte die Hexe mein Bestätigungsschreiben meines Projekts nicht, da es nicht auf Englisch übersetzt war!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Mal ohne Witz, wer kann da noch ruhig bleiben?!
Jetzt riss auch langsam Daniel Graef´s Geduldsfaden! Im überhitzten (Sauna-Feeling) Internet-Cafe´ übersetzten wir dann einfach selber mein Schreiben ins Englische und fälschten die Unterschrift der Leiterin. Wir MUSSTEN schließlich heute noch nach Ghana, da Raff´s Flug am nächsten Tag nach Deutschland ging. Es hing nun alles an der Variablen X, sprich Graef!
Wieder mit gefälschtem Schreiben zurück bei der Botschaft hieß es: Wir haben geschlossen! Sooooooo, und jetzt waren die Nerven wirklich etwas mehr als angespannt!!!!
Da war guter Rat teuer und es halfen nur noch Motivationssprüche wie:
„Sorge dich nicht - lebe!“
Fazit: Wir fuhren jetzt zur ghanaischen Grenze und schauten einfach was passieren wird!!!!
Und dann, völlig unerwartet: Ausstellung eines 48-Stunden-Transit- (nein, nicht Transen…) - Visums!
Dauerte natürlich auch mehr als 2 Stunden, aber wir waren wenigstens für ganze 48 Stunden nicht illegal zurück in Ghana!
Grenze zu Ghana - so, oder so ähnlich müssen sich die DDR-Bürger gefühlt haben... |
GEEEESCHAFFTTTTTTTT !!!! Wir sind drööben! |
Und Zeit um nen Abstecher ans Meer zu machen nahmen wir uns trotzdem... |
Telefonzellen in Afrika... |
Nächster Tag: Zittriger Gang zum Immigration Service in Ghana:Nach gaaanz kurzer Nacht gings zum Schafott: Es gab im wahrsten Sinne nur Schwarz oder Weiß, gewinnen oder übelst verlieren!
Finale: Situation geschildert, diskutiert und am Ende 150 US- Dollar bezahlt für meine letzten 12 Ghana - Tage! Somit Halbes Happy-End! Ich bin nicht mehr illegal im Ländle, aber bezahl ordentlich dafür… Naja, das haken wir mal als Erfahrung ab!
Rundum ein abenteuerlicher Trip, der jede verlorene Nervenstränge und Münze wert war…!!!
…und wenn ich jetzt nicht wieder meinen Flug verpasse, dann war dies hier der letzte Eintrag meiner Zeit in einer doch etwas sehr anderen Welt!
Ich kann jetzt schon sagen: Egal, was ich hier gesehen und erlebt habe, ich bereue keine Sekunde!!!
Müll, Gestank, Staub, Familien, die ohne Dach über dem Kopf nachts im Dreck schlafen, Korruption, Beschneidungen, Vodoo-Glaube, unverständliche Ansichten über Glauben, Rechtfertigungen Kinder zu schlagen, unfassbare Lautstärke in den Städten, völlig andere Auffassungen von Kultur, Kinderarbeit und viele Einzelschicksale haben mich nicht vom Wesentlichen ablenken können:
Letztendlich sind wir alle nur ein kleines Rad im Getriebe und sollten froh sein über das was wir haben!
Wer was anderes sagt, jammert auf hohem Niveau!!!
Biste denn jetzt widder da?
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