Hallo Kai (dem ich versprochen hatte einen Laufbericht zu senden, allerdings wird das mit dem wöchentlichen Berichten nicht funktionieren, darum hier einen etwas ausführlicheren), Hallo Lauffreunde, Hallo Laufmonster!!!
Jetzt, nach dem ich bereits mein viertes Jogging-Erlebnis verbuchen kann, versuche ich mal ansatzweise zu beschreiben, wie sich wohl grüne Marsmenschen fühlen müssen, wenn sie zu uns Erdenbürgern kommen:
Also auf geht’s Daniel, irgendwann muss es ja mal sein - mein erstes Mal Laufschuhe schnüren, raus in die Hitze Afrikas, die müden Knochen dürfen nicht komplett einrosten und nicht zuletzt hab ich vor der Abreise meinen neuen Lauffreunden, den “Laufmonstern” versprochen, afrikanische Lauftaktiken zu spionieren, so dass vielleicht mal einer von uns, und nicht schon wieder ein Afrikaner, den Köln - Marathon gewinnt.
Es ist Nachmittag, nicht zu spät loslaufen Daniel, du kennst ja deine Orientierungsschwierigkeiten und ein Navi hab ich gerade zufällig nicht dabei. Also hopp, komm in die Pötte, gegen 18 Uhr wird’s langsam dunkel, also einfach nicht weiter nachdenken, sondern Schuhe an und raus in die Nachmittagssonne!
Klar, die ersten Laufschritte auf DEM Kontinent der Laufprofis ging ich zaghaft an. Schließlich konnte ich meine Kondition und vor allem die Reaktion der Bevölkerung, die einen Obroni schon als Exot empfinden und wenn er auch noch läuft, sicherlich als ein Mars-Menschen-ähnliches Objekt empfinden mussten, nur schwer einschätzen.
Es ist 17 Uhr und ich bewege (laufen wäre übertrieben) mich an den wieder einmal Fußball spielenden Dorfkindern vorbei. Ich bin gespannt auf die Reaktion und ich sollte nicht enttäuscht werden: Geschrei, große Kinderaugen was der weiße Mann da macht, Gelächter! Prima, das war genau das was ich nicht wollte: auffallen! War wohl etwas naiv! Als Weißer ist man hier unter ständiger Beobachtung und schon nach kurzer Zeit kennt einen fast jeder hier in der Umgebung. Weiße sind hier so gut wie gar nicht anzutreffen. Und Weiße, die sich Laufschuhe anziehen und sich schwitzend durch den roten Sand quälen und das dann noch als Hobby bezeichnen, die sind vielleicht noch nie da gewesen! Egal, einer muss ja mal den Anfang und sich vor allem selber zum Horst machen! Dann mach ich das halt!
Schweiß rinnt in die Augen, ich kann ihn kaum weg reiben, weil meine Hände voll Staub und rotem Sand sind. Ich dampfe aus allen Poren und meine Kehle schreit nach Hilfe und Wasser! Es ist 17.02 Uhr! Weiter so, Daniel! Die ersten 2 Minuten afrikanischer Lauferfahrung sind ja schon gemeistert! In mir kommt ein Gefühl auf, dass ich ja umkehren könnte, immerhin habe ich gezeigt, dass ich 2 Minuten problemlos mit den afrikanischen Spitzenläufern mithalten könnte!
So leicht mach ichs mir dann doch nicht und mein Ziel heute ist es, das Meer zu sehen. Sollte machbar sein - obwohl, wie weit war das noch mal? Und wie war vor allem der Weg dorthin? Egal, ich mach halt jetzt einfach mal weiter, wenn ich schon mal dabei bin…
Ich laufe vorbei an dem üblichen Stadtbild - verrostete Lkw´s am Wegesrand, Ziegen und Hühner überqueren die Straße, Frauen verkaufen irgendwas Frittiertes, Getrocknetes und tragen das Ganze mühelos auf dem Kopf. Oh Mann, und schon kommt der nächste alte Lkw mit schwarzen Abgasen an mir vorbei gebrettert, der den Staub aufwirbeln lässt. Lauffreunde, ich kann euch sagen, das Ganze hier ist mehr Überlebenskampf als Sport!
Und dann ist der große Moment gekommen: nach 25 Minuten erreiche ich das Meer. Ok, ich gebe zu, ich bin noch etwas entfernt meine brennenden Füße ins salzige Nass tauchen zu können, aaaaber: Ich kann es wenigstens sehen! Somit Ziel erreicht und ab nach Hause! Mmh… wie war der Weg noch mal?! Kurz orientiert und keinesfalls eine Abkürzung nehmen und sich verlaufen! Es gäbe nichts peinlicheres als sich von einem Trotro oder einem Taxi heimfahren zu lassen!
Auf dem Rückweg das gleiche Bild wie auch dem Hinweg: Obroni, Obroni - Rufe der Kinder, “Hey white man!” - Rufe der Erwachsenen! Winkend und gequält lächelnd laufe ich an ihnen vorbei und manchmal wollen sie mich in ein Gespräch verwickeln. Aber da viele noch schlechteres Englisch als ich sprechen oder sogar nur ihr Stammessprache, nämlich Gah, lass ich mich auf nix ein und gebe mit freundlichem “I´m fine!” einfach Gas. Vielleicht sogar ein wenig zuviel, denn ich befinde mich plötzlich in einem Pulk von ca. 6 streunenden Hunden, die ich nicht sah, weil ich sie gut getarnt auf dem Staubboden rumpennten. Daniel Graef und Hunde ist eh so eine Sache, ich mag sie, aber am liebsten an der Leine! Die hier waren´s leider nicht und fanden es auch überhaupt nicht nett, dass ich hier auf wild rumlaufenden Obroni mache! Mein erster Gedanke: sollen sie doch beißen, mit Tollwut-Impfung kann mir ja nix passieren! Zweiter Gedanke: Shit, 150 Euro waren mir ja vor Abreise zu viel für ne Impfung! Dritter Gedanke: den gab´s nicht, nur noch Adrenalin und einen Obroni, der mit Puls 220 noch einen Gang hoch schaltete.
So, die Kläffer wären abgehängt und ich dachte schon erleichtert an meine Eimer-Dusche, da kam schon die nächste Herausforderung auf den völlig erschöpften Obroni zu! Die Dorfkinder spielten Fußball - immer noch. Nach dem ich mehr als einmal in den letzten Tagen das Angebot mitzuspielen ausschlug (Aklimatisierungsgründe wurden von mir vorgeschoben, dabei hatte ich einfach nur Muffe, dass mich die 10-jährigen mit ihrer mega-Technik auf nem Bierdeckel vorführen würden), musste ich mich auch noch diesen recht fit wirkenden Jungs stellen! Aber: Letztendlich hatten sie wohl ihren sozialen Tag oder einfach nur Mitleid, denn ich durfte ohne mich zu blamieren auftrumpfen, meine letzten körperlichen Reserven in die Waagschale werfen und sogar noch das vorentscheidende 2 zu 0 schießen! Jubel brach bei Mitspieler wie auch Gegner aus, obwohl ich im Nachhinein denke, dass es eher Erleichterung war, dass der Obroni beim Schuss keinen Herzinfarkt erlitt.
Kicker die was drauf haben - nicht wie ich!!! |
Egal. Ich denke, sollte ich noch einmal mitspielen (dürfen) und schieße vielleicht noch mal ein Tor, dann wählen sie mich hier zum Stammeshäuptling und tragen mich in einer Sänfte nach Hause!
So ging dann mein erster Lauftag auf dem schwarzen Kontinent doch recht erfolgreich zu Ende und es wird mit Sicherheit Wiederholungen geben!
Jungs zuhause, trainiert fleißig, lasst das Wetter keine Ausrede sein und wir sehen uns dann im deutschen Sommer wieder und vielleicht verrate ich dann doch noch den ein oder anderen afrikanischen Lauftrick!
Sportlichen Gruß an alle “Laufmonster” und auch sonstigen Sportskameraden!
Euer weißer Afrikaner!!!
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