Die erste Arbeitswoche auf afrikanischem Kontinent wäre vollbracht!!!Anbei die ersten Eindrücke:Wir könnten jetzt hier beschönigt was zu den lieben, knuddeligen Kids schreiben und wie sehr wir die erste Woche als "Teacher" genossen haben. Aber Hallo! Wir wären nicht wir, wenn wir nicht die Wahrheit schreiben würden und verblümte Darstellungen bieten würden… AAAAAlsoooo... Ich (Daniel) mache es kurz: Nach einer Stunde mit den Kids im ohrenbedäubenden Klassenzimmer hab ich die Tage durchgerechnet, wie lange ich noch durch diese Hölle gehen muss!!! Bitte nicht missverstehen: Ich mag Kinder - aber nur wenn sie schlafen oder weniger als zu Zweit um die Ecke kommen! Nach dem ich also kurz vor nem Nervenzusammenbruch stand, weil mich u.a. das ganze "Teacher!", "Teacher!", "Teacher!" - Gerufe bis kurz vor ein Burn-Out geführt hatte und auch das all-abendliche Feierabendbier keine Linderung in mir auslöste, gabs nur eine Lösung: Kapitulation vor den Kids! Ich wette in Deutschland würden alle Ritalin verabreicht bekommen, weil der Onkel Doktor ADHS diagnostizieren würde! Blöd auch, dass die pädagogischen Methoden hier noch (harmlos ausgedrückt) überarbeitungswürdig erscheinen. An Papa Graef: Erstens ziehe ich jetzt noch mehr den Hut vor über 40 Dienstjahren mit Sonderschülern und zum Zweiten hoffe ich, dass du nicht derartige Unterrichts- und Bestrafungsformen praktizierst, wie wir es hier miterleben! Wir wussten ja schon vorher, dass auch hier noch mit Rohrstock und anderen Maßregelungen unterrichtet wird, aber wenn man es dann doch direkt miterlebt, da ist´s dann doch was andres! Ich, als super-Pädagoge würde denen lieben, goldigen Kids ja auch gerne öfter mal den Hals rumdrehen, aber bisher blieb´s wenigstens bei dem Verlangen danach...! Tanja hatte bereits das Vergnügen einen Jungen massregeln zu sollen und zwar in dem er sich hinknien sollte und die Hände über den Kopf halten sollte. Das ist hier eine gängige Bestrafungsmassnahme für keine grossen Aktionen. Also das mit dem Sanktionieren, das müssten sie hier nochmal überdenken!
Tanja hat das dann pädagogisch hochglänzend anders geregelt, in dem sie den Jungen einfach in die Ecke setzte, also von den anderen trennte und er bei einer schönen Sache, nämlich mit einem Stift auf eine Tafel malen (das ist hier noch was besonderes und nicht wie bei uns alles mit Tastatur und so Schnick-Schnack), nicht mitmachen durfte. Und schwupps flossen Krokodilstränen! Haaaa, somit gewinnt psychisches Sanktionieren vor physischem! Nicht schlecht, Teacher Weber!!!
(Anm.d.Red.: Teacher Weber hat nach 1 Minute ihren harten Kern fallen lassen und ist schier eingebrochen wegen der beschriebenen Krokodilstränen und hat den Jungen wieder in die Gruppe zu den anderen gerufen). Egal, das macht unsere Tanja ja so menschlich…!
Summa-summarum: Wir haben am Freitag mit unserer Leiterin und zugleich Gastgeberin das Gespräch gesucht und die weisse Fahne gehisst! Sprich, Daniel Graef, der Super-Pädagoge und Tanja Weber, die Vorzeige-Paten-Tante, haben gegen die quirligen und temperamentvollen afrikanischen, goldigen Kids, keine Chance und baten um Auftragsänderung.
Wir machen´s kurz: Daniel ist jetzt Hausmeister und Tanja ist jetzt kreative Wandbemalerin und Klamotten-An- und Auszieh-Dame! Somit sind wir jäh auf den Boden der Pädagogen-Tatsachen gelandet!
Egal, ich (Daniel) denke mir, besser Steinbruch als Lehrer!!!
Wobei das soooo auch wiederum nicht richtig ist, denn ich gebe jetzt 2 Mal in der Woche Deutsch-Unterricht für einen Ghanaer, der das Ziel hat, irgendwann mal nach Europa zu gehen. Was er dort will - keine Ahnung! Aber ich verpass dem einige schöne Lektionen a la “Wo ist hier die nächste Kneipe?” oder “Kaiserslautern ist der geilste Club der Welt!” Ich denke, der wird gut präpariert nach Europa einziehen!
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