Montag, 11. April 2011

Die unvernünftigste und zugleich beste Entscheidung: Die Umrundung des Lake Bosumtwi!!!

Die Umrundung des Lake Busumtwi!!!

Da war noch alles in bester Ordnung: 

Nach der Ankunft erstmal...

...am See relaxen bevor...
... es zum ungeliebten Zeltaufbau ging...
... welches aber in Rekordzeit stand!!!
Blick auf´s "Schlafzimmer"

Gleichgesinnte trifft man überall...



... und schöne Sonnenuntergänge gibt´s auch noch...

Man wächst ja bekanntlich mit den Aufgaben! Somit scheine ich bisher noch nicht allzu herausgefordert worden zu sein… Aber jeder hat sein Päckle zu tragen…
Um dann vielleicht doch noch ein Stückchen in den Himmel zu wachsen, wählte ich die Herausforderung „Umrundung des Lake Bosumtwi an einem Tag!“Ganz nach der Devise „Jeder kann was!“ - und wenn es nur eine quälend lange Umrundung bei afrikanischer Hitze ist!
Der ursprüngliche Plan sah jedoch zuerst anders aus:
Die Tour wollte ich eigentlich in 2 Tagesetappen absolvieren und bei der Hälfte nach irgendeinem Unterschlupf suchen. Magenkrämpfe ließen aber am geplanten Starttag das Unternehmen platzen und somit war ich quasi am Basis-Lager der „Rainbow-Lodge“ zum Genesen am See gezwungen.
Da ich im Vorfeld hörte, dass eine See-Umrundung an einem Tag zwar nicht unmöglich, aber mit großer Opferbereitschaft verbunden sei, wollte ich dem inneren Schweinehund mal zeigen, wo seine Grenzen liegen!
Der Wecker sollte mich um 4.30 Uhr morgens aus meinem Zeltschlaf reißen. Für 5.00 Uhr hatte ich den Start geplant. Weiterhin rechnete ich mit einer 10-stündigen Wanderung durch die Kraterlandschaft des Sees. Von 5.00 Uhr bis 10.00 Uhr ist es noch von der Hitze her auszuhalten und so wollte ich bereits die Hälfte der Strecke hinter mich gelassen haben, bevor die Gluthitze über mich hereinbricht. Für jede Stunde rechnete ich mit einem Liter Wasser.
Da ich scheinbar 30 kleinere Lehmhütten-Ortschaften zu passieren hatte, erhoffte ich mir, überall meine Wasserreserven wieder auffüllen zu können. Als Verpflegung sollte Weißbrot und ein paar Cracker für den Anfang genügen, den Rest wollte ich in den kleinen Dörfern kaufen - und wenn gar nichts mehr helfen sollte: Ich hatte ja das Messer von meinen Arbeitskollegen dabei und wilde Tiere gibt’s hier auch, so dass das Gesetz von „Fressen und gefressen werden!“ evtl. zum Tragen kommen sollte. Heiß war ich jedoch darauf nicht wirklich!
Aber auch dieser zweite geplante Starttag war nicht durchführbar, DENN:
Widerrum Magenkrämpfe, bei denen ich dachte, mein letztes Stündlein habe geschlagen, rissen mich aus dem Schlaf! Und dann fing es noch zuerst langsam an meine Zeltwand zu tröpfeln, dann stärker und dann ging ein Regenguss durch den Regenwald, so dass ich wirklich dachte, der Schöpfer klopft nun an und will mich holen. Wobei, es wäre wohl eher der Belsebub gewesen…
Geistesgegenwärtig alle wichtigen Dinge aus dem Zelt unter ein marodes Vordach mit Tischtennisplatte transportiert, so lag ich dann da auf dem Betonboden und krümmte mich wie ein kleiner Wurm.

2.00 Uhr: Ich bin fick und fertig!!!

Mit Sack und Pack auf der Flucht vor dem Regen!

Irgendwann ging auch diese Nacht mal zu Ende und es war klar, dass der nächste Tag nur aus Erholung bestehen konnte.
Anlauf Nummer drei war dann so spontan und ungeplant wie auch der Regen kam…
Morgens noch gefrühstückt, schon ausgecheckt, sagte ich der Empfangsdame der Rainbow-Lodge, ich würde vor der Abreise noch eine kleine Joggingrunde drehen…
Aus der kleinen Joggingrunde wurde der längster Lauf meines Lebens!!!!!!!Schon nach kurzer Zeit hatte ich scheinbar solch einen Spaß, dass die Magenkrämpfe Vergangenheit waren und ich endlich nach 4 Tagen wieder Sport treiben konnte, dass ich mich bereits nach ca. 2 km dazu entschied, den KOMPLETTEN SEE ZU UMRUNDEN! Einfach mal so! Kann man ja mal machen! Man hat ja sonst keine Probleme! Ohne Wasser, ohne Führer, nur ein paar Cedis in der Tasche….
Die dümmste und zugleich beste Idee, die ich je haben konnte!!!Die erste Stunde lief ich noch wie beflügelt von der Idee, das Ding durchzuziehen. Ich passierte 3 bis 4 kleine Dörfer, meist aus Lehmhütten mit noch nicht mal 50 Einwohnern… Die Blicke der Einheimischen kannte ich ja bereits von den vergangenen 11 Laufwochen. Aber hier, im Regenwaldgebiet, der absoluten Abgeschiedenheit, hier war ich mir sicher, dass sie noch keinen Obroni laufen gesehen hatten. Gejohle und Geschreie verfolgten mich noch als ich schon lange aus den Dörfern heraus gelaufen war.


Eines der Seedörfer

Dorfbrunnen

Familie, die vom Markt kommt

Nach einer guten Stunde traf ich auf Emanuel. Er lief hinter mir her um mich vor einem falschen Weg zu bewahren. Er lief kurz mit mir und wir unterhielten uns. Zwei Fragen hätte ich ihn besser nicht gestellt:
1. Wie lange wird es wohl dauern den See laufend an einem Tag zu umrunden?
Und 2. Gibt es hier Schlangen?
Beide Antworten waren nicht so ausgefallen, wie ich es mir erhoffte.
Antwort 1: Viele Stunden, vielleicht einen halben Tag oder mehr, aber eigentlich ist es wahnsinnig!
Antwort 2: Ja, aber nur im dichteren Regenwald!
Nach ca. 1,5 Stunden wurde der bis dahin gar nicht mal so schlechte Weg irgendwie anders - ich würde sagen UNBEGEHBAR!
Hatte ich mich verlaufen? Konnte eigentlich nicht sein. Es gab keine Gabelung. Also weiter, wird schon schief gehen. Als ich mich irgendwann nach 2 Stunden in den Bergen um den Regenwald zwischen dichten Farn, Ästen und Sträuchern wiederfand und mich nach dem See umschaute, da merkte ich:
Hier hast du jetzt ein Problem!!!

Der See war am Horizont zwar zu erkennen, aber den Bergrücken, den ich gerade wie besessen durchkemmte, der lag ewig weit weg! Jetzt erinnerte ich mich an Frage zwei, die Emanuel mit JA beantwortete. Und ich dachte zu mir, wenn ich mal eine Schlange finden möchte, dann würde ich genau hier suchen!!!
Nun wurde es warm - und das nicht nur, weil wir so langsam 12 Uhr hatten, sondern auch weil ich merkte, dass ich das ganze hier unterschätzt hatte: Ohne einen Führer, ohne Essen und Trinken hier her zu laufen war schlichtweg DUMM!

Mitten drin statt nur dabei!
Hätte ich das vorher gewusst, hätte ich entweder eine Machete mitgenommen oder es ganz bleiben lassen. Aber nun war es eigentlich auch zu spät zum Umkehren. Ich war schon zu dicht drin in der Flora und Fauna, die Hoffnung bald wieder auf einen normalen Trampelpfad zu kommen hielt mich dazu an weiter zu laufen/gehen. Hinter jedem Farn, hinter jedem Felsen oder Baum musste es doch soweit sein, dass ich wieder halbwegs normales Geläuf vorfinden würde….Mit der Zeit drang ich immer tiefer ins unbegehbare Gelände und die Lust auf Abenteuer verringerte sich mit jedem Schritt.
Ab jetzt war es nicht mehr eine Frage, wie lange ich noch benötige um den See zu umrunden, sondern eher, ob ich in ganzen Stücken überhaupt mal wieder zurück komme. Der Gedanke, dass ich einmal Berühmtheit als der „Ötzi des Tropenwaldes“ erlangen würde, war nur ein schwacher Trost…
Und dann dachte ich zu träumen: Das ist doch eine alte Frau mit einer Machete vor dieser Bananenstaude!!! Oder waren es schon Halluzinationen aufgrund des Wasserverlustes? Neeeein, sie war echt!! Ich freue mich ja immer eine attraktive Frau zu sehen, aber diese alte Dame war in diesem Moment das Beste was ich mir vorstellen konnte! Denn das hieße, hier gibt es Zivilisation, Leben und vielleicht bald schon ein Bergdorf!!! Als ich sie fragte, wie weit es noch bis zu einem Dorf sei und wie ich wieder zum See gelange, zuckte sie mit Schultern. Sie verstand lediglich Twi! Mist, aber ich war wieder guter Dinge und wir verabschiedeten uns und für mich war sie in dem Moment ein Segen!

Hallzuination oder Wirklichkeit im Nirgendwo???

Und dann tatsächlich die Erlösung:
Ich erreichte ein Bergdorf und somit Wasser, einige Keckse und die Gewissheit, dass ich jetzt auch die gesamte Strecke schaffen werde!!! Von nun an wurde es eine Schlacht mit der Hitze und jeder Meter wurde zur Qual. Aber insgeheim war es nicht mehr schlimm, denn der Muskelkater und die Blutblasen werden vergehen, aber die Erinnerung an meine längsten Lauf des Lebens werden bleiben!
So schlich ich dann die weiteren 3 Stunden durch die brennende Hitze, die sicherlich 50 Grad in der Sonne vermelden konnte. Schatten? Den gab es nicht! Weit und breit keinen Schatten!!!
50 Grad, kein Schatten und der Weg will nicht enden!

Schüler

5-Minuten-Laufpartner








Irgendwann nach 5 Stunden und 35 Minuten war es dann vorbei!


Lauf geschafft - Daniel geschafft!

Im Dorf angekommen...und direkt schon wieder aufm Sprung nach Kumasi!

Impressionen :

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