Dienstag, 22. März 2011

Die unglaubliche Reise ins „echte Afrika“!

Das neue Reiseziel hieß Mole und sollte uns die wilden Tiere Afrika´s im Norden Ghana´s zeigen. Mole ist kein Dorf, sondern ein Nationalpark, in dem neben Affen, Antilopen, Buschböcken, Warzenschweinen und Krokodilen auch Elefanten leben.
Wilde Wildnis!!!
Und da ich ja von meinen Arbeitskollegen zum Abschied ein Überlebensmesser a la Mac Gyver überreicht bekam, war klar, dass dies wohl der richtige Ort sein wird, um zu zeigen, dass auch in mir ein Krokodile-Dundee steckt. Tanja konnte also ganz beruhigt mit der Kamera festhalten, wie ich sie von den Gefahren der wilden Tiere abhalte. So zumindest der Plan…
Und dann kam alles gaaaaaanz anders!!! Denn auch hier war im Endeffekt die Devise: Der Weg ist das Ziel!!! Es sollte eine aufregende und abenteuerliche Tour gen Norden werden, an die wir sicherlich noch lange denken werden!

Harald, hast du dein Radtrikot zur Caritas gebracht?!
Aber von vorne:
Nachdem wir ziemlich übernächtigt am Vorabend von einer 16-stündigen Fahrt vom Kyabobo-Nationalpark im Osten des Landes in Tamale nachts um 0 Uhr ankamen,
Freiluft-Taxi

gings bereits schon am nächsten Morgen weiter auf die lange Reise nach Mole.

Oder doch nicht?! Ein kurzer Anruf vor der Abfahrt zum Nationalpark ließ unsere braungebrannten Gesichter erblassen: Es gibt keine Unterkunftsmöglichkeit mehr, alles voll!!! Ähhm, gut, ähhh… da hätten wir auch mal vielleicht früher zum Hörer greifen können…

Sei´s drum, Fakt war, wir haben kein Bett oder Zelt, aber schon die Bustickets für die Reise! Also schön Nerven behalten und überlegen. Auf Risiko die lange Reise dorthin wagen und in einem der einige Kilometer vom Park entfernten Dörfer nach Zuflucht und Asyl beten oder einige Nächte in Tamale dranhängen, bis wieder ein Zimmer in Mole frei wird und die Bustickts verfallen lassen? Überlegen… Es galt guuuuut zu überlegen… Für und wider abwägen… Überlegen… Einerseits…. Aber andererseits… Mmh, erstmal überlegen…
Und dann passierte das, was in solchen Fällen meist passiert: Es gibt Zufälle! Zum richtigen Zeitpunkt die richtige Person treffen und Probleme können sich in Luft auflösen. In unserem Fall trafen wir noch in Tamale auf ein Pärchen, was uns den Tipp gab, einige Kilometer vor Mole in einer Ortschaft namens Larabanga unterzukommen und sie hatten auch noch die Telefonnummer der Unterkunft für uns parat.
Also alles kein Problem und nix wie hin! Aber Ghana wäre nicht Ghana, wenn das dann einfach so klappen würde! Bis wir tatsächlich ankamen sollte nämlich noch laaaaange, laaaaange Zeit und ein großer Überraschungseffekt auf uns warten!!!
Es ist nun morgens 10 Uhr und der Bus soll laut Plan um 14 Uhr zu einer ca. 6 - stündigen Fahrt nach Mole aufbrechen. Also marschieren die 2 Obronis schon mal los Richtung große Busstation um ja nicht zu spät zu kommen! Haaaaaa… Ich glaube, das wird niiiiiiemals passieren, dass man hier zu irgendwas ZU SPÄT kommt. Der unpünktlichste Deutsche ist immer noch pünktlicher als der pünktlichste Ghanae.
Es vergehen Stunde um Stunde und nach 7 (sieben !!!) Stunden Warten kommt doch tatsächlich unser Bus!
Unser Aufenthaltsort für die nächsten Stunden:
Die Busstation von Tamale!

Immer Action: Immer was zu gucken - besser als TV!

So, jetzt muss man sich das mal so vorstellen: Wir waren ja nun mal nicht die einzigen, die den Weg Richtung Nordwesten bestreiten wollten. Also sah das dann so aus, dass sich in einem 50 - Mann - Bus letztendlich ca. 90 Leute türmten. Und nun darf man sich auch vorstellen, dass der Ghanae an sich, keiner ist, der die Ruhe erfunden hat. Es ging zu wie bei den Marktschreiern und jeder schrie und diskutierte über 20 Köpfe hinweg mit irgendwem anderen. Während dieses Marktschreier-Wettstreits wurden laufend irgendwelche schweren Säcke gefüllt mit Yam-Wurzeln (ähnlich wie unsere Kartoffeln vom Geschmack), Schüsseln, Töpfe, Säcke voll Reis, und was weiß man schon für ´nen Kram durchs Fenster über unsere Köpfe hinein gereicht.

Gedränge und Geschiebe - ENDLICH, der Bus ist da!!!
Nun darf man sich ebenfalls vorstellen, dass es zwar auch in Ghana Februar ist, dass heißt aber nicht, dass es nicht über 40 Grad (gefühlte 70 Grad!) sein kann und unheimlich viel von dem roten Staub durch die Luft fliegt. Also wurde in dem Vehicle geschwitzt als würde man duschen, was tatsächlich der ein oder andere Mitreisende hätte gerne vorher mal machen dürfen…
Schweiß rinn von fast 100 Leuten in diesem Klapperbus und man hatte irgendwie das Bedürfnis sich zu reinigen…
Und dann ging´s taaaaaaatsächlich los. Der Bus bewegte seine Räder, wir FUHREN WIRKLICH LOS!!! Damit war nicht unbedingt zu rechnen, aber es ging dann auf die nicht asphaltierte Schlaglöcher-Staub-Piste und wenn es andere Umstände gewesen wären, hätte man bestimmt auch noch Spaß gehabt zu sehen, wie 98 schwitzende, zusammengeferchte Leute und 2 Obronis durchs Land wackeln und alle 2 Meter Dank diversen Schlaglöchern mit den Köppen fast bis zur Decke springen.
Vor der Abfahrt ergab sich Zufall Nummer 2 an dem Tag: Wir lernten Abu kennen, der ebenfalls in Tamale mit einem Freund lange und uns wartete und das Ziel Mole hatte.
7 Stunden warten ... Boring!!!!

Da er nett war und bemüht schien, sein Heimatland von seiner freundlichsten Seite zu präsentieren, überwarfen wir unseren Übernachtungsplan (über den wir ja eigentlich sehr glücklich waren…) und nahmen sein Angebot an, vor den Toren des Nationalparks in seinem Heimatdorf zu nächtigen, er würde sich um alles kümmern und auch das wir am nächsten Morgen einen Transport ins 6 Kilometer entfernte Mole erhielten.
Toll dachten wir uns - was sind wir doch nur Kinder der Sonne!? Uns hat wohl Königin Fortuna geküsst….
Unsere Gedanken wanderten nach der ewigen Warterei an der Busstation und dem 6 Stunden Geholper durch die Savanne Afrikas nur noch in Richtung zweier elementarer Dinge:
Dusche und ein kaltes Bier!!!!!!!!!!!!!!
Einfach „runterkommen“ nach dem Monstertag!

Dreckspatzen on tour!
Und dann kam wieder aaaaalles anders!!!
Die angekündigte Unterbringung war fast als solche nicht zu bezeichnen… Das war kein Hotel, das war keine Lodge, das war kein Guesthouse, das war gaaaar nix! Der Typ, der dort eigentlich wohnt, wurde mal ebenso aus seinem Obdach verbannt und Abu dachte, wer weiß, was er für uns da gerade organisiert hat…
Erst jetzt wurde uns klar, was es heißt, wirklich in Afrika zu sein. Fern der Küste, fern der Zivilisation! Einfach irgendwo. Im Niemandsland. Ohne Straßenlampen, ach, was sag ich - ohne Straßen, ohne alles was man sich unter Zivilisation vorstellt!!!
Im stockdunklen wurde uns eine Dusche angeboten. Okay, die brauchten wir auch dringend, schließlich waren wir voller Staub, Schweiß und roter Erde.
Neben dem Bett die "Dusche" und "WC" in einem... Dafür geben wir 5 Sterne!

Es ist merkwürdig, aber es hat NICHT gestunken...
Fassungslos und mit aufgerissenen Augen standen wir jedoch dann da - in unserem heutigen Übernachtungs- Etablissement, indem der „Naßzellenbereich“ aus einem Loch neben dem Bett bestand!
Gemütlich ist........anders!
Dann wanderten die Blicke auf eine Matratze in der Mitte des Raumes. Zerfetztes Irgendwas würde die Sache besser treffen! Selbst die Müllmänner in Deutschland würden sich erst Handschuhe anziehen um das Ding dann im Müllwagen zur Abfalldeponie zu transportieren.  
 
Nach dem ersten Luft-Hol-Reflex ging´s dann ins „Bad“. Tanja wurde freundlicherweise der Vortritt gelassen. Hier stand ein Eimer neben dem Bett und das wars. Ok, dass mit dem Eimer hatten wir die letzten Wochen genug - also kein Grund zur Beunruhigung. Aber als Tanja dann eher bleich die Naßzelle verließ, da verdunkelten sich meine inneren Gedankenwolken - Kopfkino begann.
Was hat sie so aus der Fassung gebracht? Nachdem ich den Inhalt des Eimers sah, wurde mir alles klar: Das Duschwasser war dunkler als jede Maggi-Ochsenschwanz-Suppe!!! Also schnell ein wenig „Drecksbrühe“ neben das Bett ins Loch geschüttet und schon sah es so aus als hätten wir uns geduscht… Bauernschläue nennt man das wohl. Wenn auch der Preis sehr hoch war, zum Himmel stinkend hoch sogar! Aber immernoch besser als sich durch dieses Wasser alle Krankheit Afrikas zu holen!
Nächster Gedanke : Um Himmelswillen wie soll man hier schlafen?

Tanja, wie kannst du da noch ein Lächeln aufsetzen...?!

Sprachlos und erschöpft! Aber man nimmt´s ja mit Humor...
Zweifelsohne: Wir waren angekommen - im echten Afrika!!! So wie man´s kennt. Ausm TV. Mit Lehmhütten, rotem Sand, Hitze, kein Wasser und Strom und Hühnern und Ziegen überall.
Dann aber der größte Schock:
Das es keine Dusche gab, ok. Muss man wohl mit leben... Aber das es kein gekühltes, ach egal, überhaupt kein Bier nach so einem Tag gab, das hat uns aus der Bahn geworfen!!! Ich kann doch jetzt keine Limo trinken!!! Doch - wir konnten, oder mussten! Klar, wir waren im Norden, im Nirgendwo, in einem Dorf, das zu 100% muslimischen Glaubens ist, es wurde uns vor Fahrtantritt jedoch von Abu versprochen, dass er da was machen könne. Es hört sich vielleicht an als gäbe es schlimmeres als mal kein kaltes Bier zu trinken - aber in dem Moment war es für uns das Schlimmste der ganzen Welt...!
In Larabanga: Abu und seine Kumpels

Blei-schwer die Kamera und wir rechneten beim Abdrücken wirklich noch mit einer Rauchwolke und einem Vögelchen...

Nachdem wir unsere Limo getrunken hatten gings Richtung Bett... Aber: Da gibts noch eine letzte Chance dem zu entkommen! Teilweise schlafen die Leute hier aufgrund der Hitze in der Nacht auf Dächern!!! Das ist es doch! Also Abu gefragt, ob wir das auch machen könnten (und so dem Horrorzimmer zu entkommen), aber die Dächer seien seit der letzten Regenzeit einsturzgefährdet und somit war auch diese Option hinüber und wir hatten keine Alternative mehr. Wie die Nacht war? Kaum ein Auge zugemacht und um 5 Uhr rappelte dann auch der Wecker! Es ging weiter nach Mole! Aber dazu beim nächsten Mal mehr...
Jetzt sind wir wohl tatsächlich angekommen in Afrika!!!!!
Metter, du möchtest doch immer Tierbilder haben: Hier bitteschön :-)


Kleiner Vorgeschmack auf Mole!


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